Mitten in Aschach, etwa 20 Minuten mit dem Fahrrad von der Amberger Innenstadt entfernt, versteckt sich ein echtes Schmuckstück unseres Landkreises. Amberger Kunst- und Kulturliebhaber kennen den wunderschönen Ort. Wir waren zum ersten Mal dort und kamen aus den Staunen gar nicht mehr raus.

Im ehemaligen Pfarrhof in Aschach lebt und arbeitet das Amberg Künstlerpaar Hanna Regina Uber und Robert Diem. Seit Anfang der achtziger Jahre arbeiten beide als Bildhauer. Kennengelernt haben sie sich 1983 bei einen gemeinsamen Kunstprojekt. Seitdem entstand eine Vielzahl an Skulpturen und Plastiken. Einige davon im Bronze, aber auch aus Materialien wie Holz, Gips und Stein. Auch die Kunstgießerei haben die beiden Künstler immer weiter ausgebaut. Dabei bildet das menschliche Sein stets das zentrale Thema ihrer Arbeiten.

In den letzten Jahren haben Uber und Diem vermehrt Kunst im öffentlichen Bereich gestaltet. Es wurden Brunnen und Großplastiken realisiert. Sie betonen, dass ihrer künstlerischen Kreativität von neuen Materialien und Formen keine Grenzen gesetzt werden. So ist Uber beispielsweise auch in der Performance-Kunst kreativ und Diem hat in der Pyrotechnik eine neue Ausdrucksweise seiner Kunst gefunden.

Ein alter Pfarrhof wird zur Kreativwerkstatt

Nicht nur die Liebe zur Kunst verbindet die gebürtige Stuttgarterin und den gebürtigen Berliner, sondern auch die Liebe zur Oberpfalz, wo sie bereit 1994 ihr erstes Kunstprojekt, den Marktplatzbrunnen in Kastl, umsetzten. So ergriffen sie 1997 die Chance und erwarben den ehemaligen Pfarrhof in Aschach. Ihr Ziel war es, das alte und renovierungsbedürftige Anwesen in ein Forum für ihre Kunst zu verwandeln. Also haben sie die letzten Jahrzehnte, neben all ihren Kunstprojekten, den alten Hof zu Kunstwerkstätte, Bronzegießerei, Ausstellungsräumen und Wohnraum umgebaut.

1997 vs 2021
Die zwei Künstler zauberten aus dem alten Pfarrhof ein verstecktes Schmuckstück

Das Ergebnis kann sich allemal sehen lassen. Großzügig, hell, historisch und modern erstrahlt der Pfarrhof wieder in neuem Glanz und ist mitten am Dorf die ideale Idylle für kreatives Schaffen. So wurden die alten Stallungen zur Galerie, die mit den historischen Rundbögen eine einzigartige Kulisse für die Kunstwerke schafft. Über der Galerie befindet sich das offenen und lichtdurchflutete Altelier von Hanna Regina Uber. Nebenan, in der sanierten Scheune, ist das Atelier samt Gießerei von Robert Diem. Auch wenn beide an gemeinsamen Projekten arbeiten, brauchen sie ihren eigenen Raum und Platz für ihre Kreativität.

Hinter der Scheune befindet sich ein großer Gemüsegarten und eine Wiese mit Obstbäumen. Der Garten ist ihr Ausgleich zu Kunst, erzählen sie. Langweilig wird es ihnen mit Kunst, Hof und Garten nie. Vor Corona fanden im Garten, am Hof und in der Galerie auch regelmäßig Vernissagen und Feste statt. Die beiden hoffen sehr, dass das bald wieder möglich sein wird.

Nach dem Lockdown kann die Galerie mit Termin und Maske besucht werden. Bis es soweit ist, dürfen interessierte Besucher die Skulpturen der beiden Künstler zumindest im Außenbereich bewundern. Sie betonen, dass es ihnen dabei nicht in erster Linie darum geht, dass die Gäste auch ihre Kunstwerke kaufen, sondern vielmehr, dass ihre Kunst und der wunderbare Ort, den sie dafür geschaffen haben, gesehen wird.

Ihr aktuelles Projekt: „Connected“

Während unserem Besuch sticht uns immer wieder ein Objekt ins Auge. Zunächst als kleines und großes Modell in Hanna Regina Ubers Atelier, dann als gegossene Form im Atelier von Robert Diem. Die beiden verraten uns, dass es sich hierbei um ihr aktuelles Projekt für den öffentlichen Bereich handelt. Es entsteht eine Skulptur für einen neuen Kreisverkehr in Amberg. Diese nenne die Künstler “connected”, da sie für die vielen freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen, die in den letzten Jahrzehnten, im Raum Amberg zwischen den hier lebenden Amerikanern und der deutschen Bevölkerung entstanden sind, steht.

Die instabilen Kuben im Zentrum der Skulptur zeigen die Fragilität auf administrativer Ebene. Nur durch das zarte Netz der Freundschaft von Mensch zu Mensch kann eine länderübergreifende Stabilität erhalten und verbessert werden. Die Skulptur steht für die Verbindung, aber auch für die Fragilität der Freundschaft im Allgemeinen.  Je nach Sichtachse und Perspektive auf die Skulptur erscheinen die Kuben stabiler oder instabiler. Dieser Aspekt der Skulptur spiegelt die unterschiedlichen Sichtweisen und Wahrnehmungen wieder.

Amberger Künstlerpaar

Hanna Regina Uber wurde in Stuttgart geboren und Robert Diem in Berlin. Diem absolvierte 1977 seine Fachhochschulreife im Fachbereich Ingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik. Seit 1985 widmet er sich der Kunstgießerei. Uber begann 1982 eine Bildhauerausbildung und fertigte ihre ersten freien Arbeiten in Holz, Gips und Stein. Die beiden lernten sich 1983 bei einem gemeinsamen Kunstprojekt kennen und zogen 1997 in den alten Pfarrhof nach Aschach. Neben zahlreichen Kunstprojekten, haben sie den alten Pfarrhof zu Kunstwerkstätte, Kunstgießerei, Ausstellungsräumen und Wohnraum umgebaut.